Die Geschichte des Jagdhorns

 Das "Handy" der damaligen Jäger

  

   Aber vorweg die Frage: Woher hat das Horn seinen Namen?

 

Akustische Verständigung ist seit jeher auf der Jagd notwendig gewesen. Wo, wann und wie sich die Urmenschen in grauer Vorzeit zuerst eines Hilfsmittels bedienten, um Töne zu erzeugen, bleibt im Dunkeln. Die ersten Horntöne werden zweifelsohne durch das Blasen auf einem natürlichen Hohlkörper, z.B. auf einem Büffelhorn, entstanden sein. Daher der Name H O R N !

Als die Menschen lange vor unserer Zeitrechnung gelernt hatten, Metalle zu gewinnen und sie durch Gießen, Schmieden oder Treiben zu formen, wurden daraus auch Metallhörner für die Jagd hergestellt. Obschon von hoher Schallkraft, konnten auf diesen einfachen Hörnern nur ein oder zwei unterschiedliche Töne angeblasen werden. Die Ruf- und Jagdleitsignale jener Zeit glichen daher eher Morsezeichen. Die späteren Entwicklungen der Stadttrompeter und der Postillione knüpften unmittelbar an das Naturhorn an. Trotzdem war das Jagdhorn damals gleich der Waffe ein unverzichtbares Jagdutensil. Es entsprach damit dem Handy des heutigen Jägers.

Die weitere Entwicklung verlängerte das Jagdhorn und gab ihm durch zusätzlich Windungen einen viel größeren Tonumfang.

Im 17. Jahrhundert, der Zeit des Barocks, gewinnt die Parforcejagd, die Jagd zu Pferde an Bedeutung.

Für diese Jagdart wurde das Parforcejagdhorn entwickelt. Das großwindige Horn ist das leistungsfähigste und malerischste überhaupt. Eine Vielzahl von Naturtönen ermöglichen es dem Bläser, auf diesem Horn klangvolle Signale, Fanfaren und Jagdmusik vorzutragen. Seine höchste Entwicklungsstufe und Glanzperiode erreichte das Parforcejagdhorn an den Höfen König Ludwigs XIV. von Frankreich.

Aus dem Parforcejagdhorn entwickelte sich später das Konzertwaldhorn.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verlor das Parforcejagdhorn an Bedeutung. An seine Stelle rückte das kleine, handliche deutsche Fürst-Pless-Jagdhorn. Es wird bis heute als Signalhorn auf Treibjagden eingesetzt. In den 1960-er Jahren erlebte das Parforcejagdhorn aber eine Renaissance. Dank seines großen Tonumfangs hat es in vielen Jagdhornbläsergruppen wieder Eingang gefunden. In gleicher Stimmung kann es zusammen mit dem Fürst-Pless-Horn in der Jagdmusik verwendet werden. Im technischen Zeitalter des Mobil-Telefons hat das Jagdhorn heute auf der Jagd an Bedeutung verloren. Es gilt bei vielen Jägern heute nicht mehr als das unentbehrliche Hilfsmittel für die Durchführung einer Treibjagd. Was nicht mehr gebraucht wird, etabliert sich im Brauchtum. Dies trifft auch auf das Jagdhorn zu. Im Brauchtum des Jagdhornblasens werden die überlieferten Jagdsignale, Fanfaren und Jägermärsche erhalten. Die meisten der in Gruppen musizierenden Jagdhornbläser beherrschen und verstehen die cirka vierzig Deutschen Jagdsignale. Darüber hinaus werden wiederentdeckte und neu komponierte Jagdmusikstücke einstudiert und bei den verschiedensten Anlässen vorgetragen. Längst sind die heutigen Hörner keine reinen Signalinstrumente mehr, vielmehr haben von jeher Komponisten versucht, die Grenzen des Naturhorns zu sprengen, wurden ermuntert durch Instrumentenbauer, die den Tonumfang der Instrumente durch Ventile erweiterten. So kommt es, dass das Jagdhorn heute viel häufiger und öffentlicher zu hören ist als zu jener Zeit, als es nur beim Jagen Verwendung fand. Auch manch stressgeplagter und im Alltag Handy-abhängiger Jagdherr verzichtet bei der Jagd wieder auf technische Hilfsmittel und greift auf das althergebrachte Horn zurück.

Ein weiter Bogen umspannt die Zeit vom Urhorn bis zum modernen Konzerthorn, das nicht von ungefähr weiterhin den Namen Waldhorn trägt. Geblieben ist nämlich über die Jahrhunderte die Beliebtheit des archaischen Hörnerklanges und seine bodenständige Naturverbundenheit.

Deshalb spielt das Horn weiterhin in seinen verschiedenen Formen bis in unsere moderne Gegenwart eine überaus lebendige Rolle.